Die Transformation vom nörgelnden zum gewissenhaften Mitarbeiter

Ich habe in der letzten Woche eine Transformationserfahrung miterlebt, die ich gern mit euch teilen möchte. Hier war es einem Teilnehmer durch eine kleine Erkenntnis auf einmal möglich, mit einer anderen Brille auf eine Situation und auf eine Person zu schauen.

In einem Training für Führungskräfte zum Thema Konfliktmanagement kam die Frage auf, wie man mit „schwierigen“ Mitarbeitern umgeht, zum Beispiel mit einem „Nörgler“. Der Nörgler wurde hier beschrieben als eine Person, die immer alles kritisch hinterfragt und ständig Einwände und Bedenken äußert. Dieses Thema „Nörgeln“ haben wir dann spontan im syntaktischen Format des Wertequadrats betrachtet.

Wenn „Nörgeln“ das beobachtete und störende Verhalten ist, ist die Frage, welcher Wert bzw. welche wertvolle Eigenschaft dahintersteht, die sich in der Überbetonung als Nörgeln zeigt. Unsere Hypothese war, dass der Wert Gewissenhaftigkeit ist, verbunden mit dem Bedürfnis, Dinge möglichst fehlerfrei und in einer guten Qualität zu erledigen. Das löste ein erstes „Aha“-Erlebnis beim Fallgeber aus.

Im nächsten Schritt stellten wir uns die Frage, welche Sorge der Mitarbeiter möglicherweise hat. Was würde passieren, wenn er nicht mehr hinterfragt und Bedenken äußert

Unsere Vermutung war, dass er Sorge hat, dass nachlässig gehandelt wird, dass Fehler passieren, dass die Dinge einfach so laufen gelassen werden und es zu sicherheitsrelevanten Störungen kommen könnte.

Aus Sicht des Nörglers ist also „Nachlässigkeit“ auf alle Fälle zu vermeiden. Auch hier fragten wir uns wieder welcher Wert bzw. welche wertvolle Eigenschaft in der Überbetonung zu Nachlässigkeit führen kann. Wir sind auf Gelassenheit und Vertrauen gekommen. Ein Wert welcher wiederum dem Fallgeber sehr wichtig ist.

Es ging in diesem Fall also um die Geschwisterwerte Gewissenhaftigkeit und Vertrauen und darum, eine Balancierung dieser beiden Werte zu erreichen, so dass es weder in die eine noch in die andere Richtung zu einer Überbetonung des jeweiligen Wertes kommt.

Wertequadrat_Flipchart_Andrea_Moldenhauer.jpg

Dieser kleine gedankliche Ausflug mit Hilfe des Wertequadrats war für die Führungskraft ein echtes Aha-Erleben: „Jetzt sehe ich die Situation komplett anders und habe auch schon eine Idee, wie ich auf den Mitarbeiter zugehen kann!“ war die spontane Aussage.

Eine kleine Erkenntnis, die eine Transformation in der Wahrnehmung und Bedeutungsgebung bewirkt hat.

Transformation meint für mich hier: durch den Wechsel der Betrachtungsweise kann dem Verhalten eine andere Bedeutung gegeben werden. Durch das Bewusstwerden, dass hinter dem Nörgeln ein Bedürfnis steht, welches für die Führungskraft auch einen hohen Wert hat, ist es jetzt möglich, wertschätzend und lösungsorientiert in den Kontakt zu gehen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen immer wieder viele kleine Transformationen, die uns darin unterstützen, achtungsvoller und friedlicher mit unseren Mitmenschen umzugehen. Vielleicht habt ihr ähnliche Transformationserfahrungen gemacht? Ich bin gespannt!